Der WWF hat 2015 eine Studie herausgebracht. Ergebnis: über 18 Mio. Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich auf dem Müll. [1] Schuld daran haben Politik, Einzelhandel, Großverbraucher (Gaststätten, Schulen, Kantinen, Industrie) und zum größten Teil wir Verbraucher.
Während weltweit also ca. 800 Millionen Menschen hungern müssen [2], herrscht bei uns ein so großer Überfluss an Lebensmitteln, dass wir die Mengen gar nicht verbrauchen können. Der Spiegel schreibt 2015, dass „die globale Lebensmittelproduktion theoretisch ausreicht, um nicht nur sieben, sondern neun, zehn oder gar zwölf Milliarden Menschen satt zu machen.“ [3]
Das ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch eine ökonomische und ökologische Katastrophe. Denn: jedes Lebensmittel ist mit einem hohen Verbrauch an Energie, Wasser und anderen Rohstoffen, sowie mit Emissionen von Schadstoffen und Klimagasen in die Umwelt verbunden.
Die Rettung naht!
In erster Linie sind wir Verbraucher dazu angehalten, durch bewussteren Konsum und die höhere Wertschätzung unserer Lebensmittel die Verschwendung zu reduzieren. Druckstellen an Früchten, die uns stören, oder ein gerade überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum, das schuld daran ist, dass wir den Joghurt nicht mehr essen wollen, sind nur zwei der Gründe, weshalb täglich kilogrammweise Lebensmittel im Müll landen.
Glücklicherweise gibt es aber mittlerweile auch für Großverbraucher etliche Konzepte, die sich mit der Rettung von Lebensmitteln beschäftigen. Eines davon stammt von den Machern der finnischen Lebensmittelrettungs-Plattform ResQ.
Das 2016 gegründete Startup ResQ Club ermöglicht es teilnehmenden Restaurants, Cafés oder Hotels, überschüssige Gerichte und Lebensmittel – von der Vorspeise bis zum Dessert – zum Mitnehmen anzubieten. Gleichzeitig erhalten qualitätsbewusste Konsumenten die Möglichkeit, zu reduzierten Preisen hochwertige Gerichte und Süßspeisen zu erwerben. Eine Win-Win-Situation für Gastronomie und Verbraucher, denn:
- Die teilnehmenden Gastronomen reduzieren ihre Abfälle erheblich, haben zusätzliche Einnahmen und gewinnen neue Kunden.
- Die wertvollen Lebensmittel werden nicht achtlos im Müll entsorgt, sondern bekommen eine „zweite Chance“.
- Die Nutzer der App erhalten hochwertige Gerichte zu einem günstigen Preis und lernen neue Gastronomien kennen.
Die Plattform wird bereits in Finnland, Holland, Estland, Schweden, Malaysia, UK und Kanada aktiv genutzt und kommt nun auch endlich nach Deutschland. Neben Hamburg, Berlin und München dürfen ab März auch Köln und Düsseldorf übrig gebliebene Gerichte über die App retten.
„Unsere Mission ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in der europäischen Gastro-Branche zu reduzieren“, sagt Anna Yukiko Bickenbach, Business Development ResQ. Denn leider gehören Restaurants oder Hotels zur Gruppe der Betriebe, die jedes Jahr insgesamt 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel wegwerfen. [4]
Die ResQ App
Aber wie funktioniert denn die Lebensmittelrettungsaktion mit ResQ eigentlich? Es braucht nur 5 Schritte, bis du leckere Gerichte retten kannst:

#1: ResQ App herunterladen
Als erstes lädst du dir die App herunter (für IOS und Android verfügbar) oder besucht die ResQ-App im Web über deinen Internetbrowser.
#2: Registrieren
Nun musst du dich registrieren. Das funktioniert entweder über die Angabe deiner Emailadresse und einem Passwort, oder aber du registriert dich über deinen Facebook-Account.
#3: Account einrichten
Du ernährst dich vegetarisch, vegan, oder hast eine Laktoseintoleranz? All das kannst du in der App unter „Einstellungen“ angeben. Es werden dann nur die für dich relevanten Gerichte angezeigt.
Zudem kannst du einstellen, wie oft du benachrichtig werden möchtest und in welchem Radius sich die Restaurants befinden sollen (z.B. in einem Umkreis von 5km).
#4: Zahlungsmittel angeben
Zahlen kannst du mit Visa, MasterCard, Amex, Diners Club und EC-Karte. Du kannst aber auch Guthaben, z.B. per PayPal, aufladen. Ab einem bestimmten Betrag gibt es sogar noch einen Rabatt.
#5: Los geht’s!
Wenn du die App an deine Bedürfnisse angepasst hast, kann es mit der Lebensmittelrettung los gehen. Sobald für dich passende Angebote in deiner Nähe verfügbar sind, informiert dich die App per Benachrichtigung.
Gut zu wissen
Die Verfügbarkeit der Gerichte ist natürlich sehr von nicht beeinflussbaren und nicht prognostizierbaren Faktoren, wie z.B. den Besuchszahlen der teilnehmenden Restaurants, abhängig. Ob ein Gericht verfügbar ist, zeigt sich immer erst recht kurzfristig.
Für Menschen, die Planungssicherheit bei der Essensbeschaffung haben wollen, ist die App eher nichts. Vielmehr ist die App für alle geeignet, die sowieso nach einem (Abend)Essen suchen und bei der Wahl des Gerichtes flexibel sind.

In der App kann man sich über eine Google Karte alle teilnehmenden Gastronomien im eigenen Umkreis anzeigen lassen. Die App greift dabei auf die GPS-Standortkoordinaten des Smartphones zu.
In München sind viele meiner Lieblingsläden dabei, wie z.B. die Intolerante Isi, Kaffee Küche, Emmi’s Kitchen-pure veggy und Aroma Kaffeebar. Insgesamt nehmen in München momentan 36 Gastronomien am System teil, Tendenz steigend. Je mehr Restaurants für die Lebensmittelrettungs-Plattform gewonnen werden können, desto größer wird natürlich auch die Anzahl der angebotenen Portionen.
Der Praxistest
Soweit also die Theorie. Aber hält die App auch, was sie verspricht? Die Antwort liefert der Praxistest.
Nachdem ich mir die ResQ App installiert hatte, war es eines schönen, langen Bürotages soweit: ich erhielt über die App den ersten Aufruf für eine Lebensmittelrettungsaktion. Wie aufregend! Als ich dann noch sah, dass Gerichte der Interoleranten Isi gerettet werden wollten, war ich ganz aus dem Häuschen- denn das Essen von Isi mag ich sehr, sehr gerne.
In der App wurde mir angezeigt, welche Gerichte und wieviele Portionen davon verfügbar sind und ab bzw. bis wann und wo ich sie abholen kann. Im nächsten Schritt konnte ich auswählen, wieviele Portionen von welchem Gericht ich haben wollte und dann war die Bestellung auch schon erledigt.
Ich hatte die Wahl zwischen Limetten-Hack und Rote Beete-Suppe. Da ich mich nicht entscheiden konnte und alles total lecker klang, landeten schließlich beide Gerichte in meiner Bestellliste.
Neugierig machte ich mich auf den Weg zur angegebenen Adresse, die glücklicherweise gleich um die Ecke meines Büros lag. Die Abholung verlief total unkompliziert und dank Isi hatte ich ein superleckeres Abendessen im Büro.

Fazit
Die Rettung von Lebensmitteln ist ein hochbrisantes und aktuelles Thema, was uns alle betrifft. Das finnische Startup ResQ Club widmet sich einem Teil der Problematik, indem es die Verschwendung von Lebensmitteln in der Gastronomie reduzieren möchte.
Hochwertige Lebensmittel werden dank der ResQ App vor der Mülltonne bewahrt und bekommen stattdessen als Take away-Produkte zu einem rabattierten Preis eine „zweite Chance“. Im Praxistest überzeugte die ResQ App durch eine schöne Oberfläche und eine einfache Bedienung. Von der Benachrichtigung bis zur Abholung verlief alles problemlos.
Ich werde die App definitiv weiter nutzen und hoffe, dass noch viele Gastronomen für die Teilnahme gewonnen werden können.
♥“Let’s save the food. Together!“♥
[1] Quelle: http://www.wwf.de/2015/juni/das-grosse-wegschmeissen/
[2] Quelle: https://www.dbu.de/123artikel36839_2442.html
[3] Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/wwf-studie-millionen-tonnen-lebensmittel-landen-im-muell-a-1039485.html
[4] Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)