Falls ihr euch schon ganz gespannt gefragt, was aus mir nach der Verkostung der ganzen Edelbrände und Likörchen bei Familie Huber in der Destillerie Fischerweber geworden ist- es gibt gute Nachrichten zu vermelden: Der erste Teil der Genussreise zum Tegernsee endete trotz 1, 2, oder 3 Stamperln ganz wunderbar ohne Alkoholvergiftung.
Frisch und munter (und ein bisschen angeschickert) stürzte ich mich also in den nächsten vielversprechenden Programmpunkt und damit den zweiten Teil des Genusswochenendes:
Abendessen mit musikalischer Untermalung im Almgasthaus Café Aibl
860 Meter über dem Meeresspiegel, am Fuße des Hirschbergs, mit herrlichem Blick über das Kreuther Tal, befindet sich das Almgasthaus Café Aibl. Seit über 40 Jahren wird es von der Familie Ertl geführt.
Liebhaber Bayerischer und Tiroler Schmankerl kommen im Almgasthaus voll auf ihre Kosten. Viele der angebotenen Produkte werden hier auch selbst hergestellt.
Das Wild stammt aus der eigenen Jagd in den heimischen Wäldern, die Forelle aus der eigenen Zucht und sogar der Schnaps wird nach langer Tradition von den Ertls selbst gebrannt.
Der Chefkoch Georg Ertl jr. ist zugleich auch der Besitzer des Almgasthauses und ein echtes Unikat aus der Region. Wir hatten das große Vergnügen, ihn in der Küche in seinem Element erleben zu dürfen.
Fleischkonsum – die Realität vor dem Essen
Doch zunächst machten wir eine Bekanntschaft der ganz besonderen Art. Ein paar Stunden vorher wurde nämlich extra für uns eine Gams in den Wäldern rund um den Tegernsee gejagt. Bei der Zubereitung des frisch erlegten Tieres durften wir dabei sein und in der Küche hinter die Kulissen schauen.
Während ich (das erste Mal in meinem Leben) dabei zuschaute, wie der Jäger die Gams zunächst mit einem Messer enthäutete und dann mit Messer, Muskelkraft und Säge in ihre Einzelteile zerlegte, schwankte ich ständig zwischen Mitleid für das arme Tier, Ekel und Faszination.
Doch das ist nun mal die bittere Realität: für meinen und für unseren Fleischkonsum muss ein unschuldiges Lebewesen sterben. Dazu gehört auch, dass es irgendjemand töten, zerlegen und zubereiten muss.
Doch gerade Stadtkinder wie ich kommen mit der Realität selten in Berührung. Im Supermarkt gibt es das Fleisch schön portioniert in der Plastikverpackung. Die unschönen Seiten des Fleischkonsums kann man so ganz wunderbar ausblenden.
Irgendwie tröstend war es für mich zu wissen, dass dieses Tier im Gegensatz zu Millionen von Schweinen, Rindern und Hühnern ein glückliches Leben in seiner natürlichen Umgebung führen durfte und nicht bis zu seiner Schlachtung in einer Massentierhaltung unter unwürdigen Umständen dahin vegetierten musste.
From Nose to Tail – ganzheitliche Verwertung aus Respekt zum Tier
Über den „From Nose to Tail“ Ansatz hatte ich ja schon einmal kurz in meinem Artikel über Vincent Frickes Pop Up Restaurant Fleischkonsum geschrieben.
Dabei geht es darum, aus Respekt zum Tier alles von ihm, inklusive seiner Innereien, wie z.B. Herz, Magen, Lunge, Leber etc., zu verwerten und nicht nur die Edelstücke zu verwenden. Diesen Ansatz verfolgt auch Georg Ertl und so bereitete er Herz und Leber der frisch zerlegten Gams für uns zu.
Ganz entgegen meinen Erwartungen schmeckte beides sehr gut. Meine letzten, nicht ganz so positiven Erinnerungen an Leber stammen aus meiner Kindheit und der Schulkantine. Den intensiven Geschmack fand ich immer eklig. Deshalb kostete es mich auch einige Überwindung, die Gamsleber zu probieren. Doch diese schmeckte richtig gut und hatte nur einen ganz dezenten Lebergeschmack, was sicherlich dem frischen Fleisch und den Kochkünsten von Georg Ertl zuzuschreiben ist.
Zünftige Musik und Abendessen
Nach den vielen Eindrücken gab es eine kleine Pause auf der schönen Terrasse des Almgasthauses mit musikalischer Untermalung.
Bei einem Aperitif war Zeit, um die schöne Aussicht auf das Kreuther Tal zu genießen und sich über das bisher Erlebte auszutauschen.
Nachdem die Sonne langsam unterging war es Zeit für das köstliche, mehrgängige und- dank der Gams- sehr fleischlastige Abendessen, welches Georg Ertl für uns zubereitet hatte. Da das Wetter dazu einlud, den Abend draußen zu verbringen, wurde das Essen in schönem Ambiente in einem kleinen, überdachten Bereich auf der Terrasse serviert.
Ein gelungener Abend, der mich wieder einmal aufgerüttelt hat, was das Thema Fleischkonsum betrifft.
Herzogliche Fischzucht Wildbad-Kreuth
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, denn dieser Tag sollte ganz im Zeichen des Fisches stehen. Schließlich lautete das Motto des Wochenendes Fisch.Wild.brennt.
Unser erstes Ziel: die Herzogliche Fischzucht in Wildbad-Kreuth- die älteste Fischzucht Bayerns.
Seit 1858 werden in Wildbad-Kreuth Fische, wie Saibling, See- und Bachforelle, gezüchtet. Auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Natur wird hier großen Wert gelegt.
In insgesamt 28 Becken werden jeweils 1 bis 2 Tonnen Fisch gezüchtet. Dieser kann entweder gleich vor Ort verspeist werden, oder zum Mitnehmen bestellt werden.
Direkt an den Fischbecken laden Holzbänke und -tische täglich von 10:00 bis 17:00 zum Verweilen und Schlemmen ein. Hier durften wir dann auch direkt die Spezialität des Hauses probieren: geräucherten Saibling.
Zum Schluss wartete noch rund 2kg Rohfisch zum Mitnehmen auf uns, den wir für unseren nächsten Programmpunkt benötigten: ein Sushi-Kurs in der Mizu Sushi Bar im Hotel Bachmair Weissach.
Mizu Sushi Bar im Hotel Bachmair Weissach
Die Mizu Sushi Bar eröffnete 2015 und ist das erste japanische Restaurant am Tegernsee.
Genau wie die Speisekarte vereint die sehr stilvolle Inneneinrichtung Elemente aus Japan und vom Tegernsee.
Nach einem Sake auf der schönen Terrasse ging es gleich ans Werk. Der Sushimeister des Hauses zeigte uns, wie man Nigiris und Makis herstellt.
Im Anschluss daran mussten wir selbst ran. Nur soviel: Sushi machen sieht einfacher aus, als es ist.
Doch für das erste Mal war ich ganz zufrieden mit meinem Werk. Aber natürlich kam es nicht an die tollen Kreationen des Profis heran.
Zum Schluss durften wir unser selbst gemachtes Sushi essen. Ergänzend dazu gab es noch ein paar tolle und sehr schmackhafte Sushikreationen vom Meister.
Als Anhänger regionaler und nachhaltiger Lebensmittel fand ich es besonders schön zu wissen, dass der Fisch gleich um die Ecke aus der Herzoglichen Fischzucht stammt. Fazit: ich komme unbedingt wieder!
Destillerie Liedschreiber in Gmund
Die letzte Station unseres Genusswochenendes führte uns zum kleinen Familienbetrieb von Anna-Maria und Andreas Liedschreiber, welcher ganz idyllisch in Gmund mit Blick auf die Berge liegt.
Gemeinsam betreiben die Liedschreibers die gleichnamige Destillerie. Während Hausherrin Anna-Maria selbst Liköre ansetzt, hat sich Andreas Liedschrieber den Edelbränden verschrieben. Beide absolvierten übrigens eine Ausbildung zum Edelbrandsommelier und erhielten für ihre Leistungen schon viele Auszeichnungen.
Derzeit stellen sie gemeinsam 24 Edelbrände und Liköre nach guter alter Tradition und bester Handwerkskunst her. Die Zutaten sind größtenteils heimische Früchte und Blütenblätter.
Meine absoluten Favoriten sind der Heumilch -und der Kaffeelikör. Falls euch der Weg zu den Liedschreibers führt, solltet ihr diese beiden Liköre unbedingt probieren. Öffentliche Besichtigung finden übrigens jeden Freitag um 15.00 Uhr statt.
In geselliger Runde saßen wir mit den Liedschreibers am Ende noch bei Kaffee, Kuchen und kleinen Snacks beisammen und ließen das Wochenende Revue passieren.
Alles hat ein Ende…
Das Genusswochenende war eine sehr gelungene Veranstaltung, die mir gezeigt hat, dass die Region Tegernsee nicht nur eine wunderschöne Landschaft, sondern ganz viele kulinarische Highlights zu bieten hat.
Besonders schön war es für mich zu erleben, dass es in der Region jede Menge Menschen gibt, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben und uns mit ganz viel Herzlichkeit empfangen haben.
Ganz herzlichen Dank an den Tourismusverband Tegernsee für die Einladung. Es waren zwei spannende, genussreiche Tage, die mich in Gedanken sicher noch ganz lange begleiten werden.
Eines ist sicher, ich komme ganz bald wieder ins schöne Tegernseer Tal!